Was ist das Problem mit Fast Fashion? Mode von H&M, Zara oder SHEIN ist beliebt, steht allerdings auch immer wieder in Kritik. Doch was ist eigentlich so schlimm an günstiger Mode?
Was ist Fast Fashion?
Unter Fast Fashion wird ein Geschäftsmodell verstanden, bei dem Modelabels laufend neue Kollektionen veröffentlichen und ständig neue Trends heraufbeschwören. Dabei wird Mode in sehr kurzer Zeit entwickelt und hergestellt und zu sehr günstigen Preisen verkauft. Bei ZARA dauert es beispielsweise nur rund vier Wochen bis ein neu erdachtes Design im Laden hängt. Bei SHEIN passiert das innerhalb von fünf bis sieben Tagen.
Die Unternehmen verdienen pro Teil selbst nur kleine Beträge, Gewinn erwirtschaften sie durch die Masse an Kleidung, die verkauft wird. Deswegen stiften dich die Firmen an, immer mehr und möglichst häufig neue Kleidung zu kaufen.
Auf der anderen Seite hat Fast Fashion die Modeszene auch demokratisiert. Durch die günstigen Preise sind neue Trends für beinahe jeden erschwinglich. Doch auch hier müssen wir betonen: Das Problem sind nicht wenige nützliche Teile, die man bei Asos, Zara oder H&M kauft. Die Masse ist das Problem.
Immer wichtiger für die Unternehmen wird Influencer Marketing. 43 Prozent der 16- bis 24-Jährigen haben schon einmal ein Teil gekauft, weil ein Influencer es empfohlen hat. Neben Werbung in Modemagazinen sind es nun also auch Internetberühmtheiten, die den Run nach Fast Fashion befeuern.
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6 Gründe, die gegen Fast Fashion sprechen
Minderwertige Qualität
Fast-Fashion-Mode wird nicht produziert, um lange zu halten. Auch wenn es Ausnahmen gibt, meist sind die verwendeten Materialien von sehr geringer Qualität und die Verarbeitung ist schlecht. Du kennst es vom Shoppen in den bekannten Modeshops vielleicht selbst: Die Kleidung ist aus Polyester oder die T-Shirts sind so dünn, dass du fast durchsehen kannst. Tatsächlich sind mittlerweile 60 Prozent des verwendeten Materials synthetisch und können nur schlecht wieder recycelt werden.
Die geringe Qualität hat System. Zum einen ist Fast Fashion auf schnelle Trends und Saisons programmiert. Sie muss also günstig sein und schnell verfügbar, eine gute Qualität wird von Konsument*innen oft gar nicht erwartet. Zum anderen sorgt schlechte Qualität dafür, dass Kund*innen schnell Nachschub brauchen und weiter shoppen.
Unfaire Produktionsbedingungen
Die Kritik an Fast Fashion beruht zu großen Teilen auf den schlechten Bedingungen für Näher*innen und Produktionsarbeiter. Es gibt Tausende verschiedene Textilfabriken und nicht überall treten dieselben Mängel auf, aber hier ein paar Beispiele:
- Keine Zahlung eines existenzsichernden Lohns
- Arbeiter*innen sind Chemikalien, hohen Temperaturen und auch körperlicher Gewalt ausgesetzt
- Abschließen von Kurzarbeitsverträgen ohne jegliche Sicherheit
- Verbot von Gewerkschaften
- Benachteiligung und Diskriminierung von Frauen
- Fehlender Feuermelder, kein Löschwerkzeug
- Fehlende Fluchtwege
- Gitter vor den Fenstern
Diese Probleme sind keine Einzelfälle und das Problem ist nicht klein. Weltweit arbeiten mehr als 60 Millionen Menschen in der Textilindustrie, 80 Prozent sind Frauen.
Allein in den letzten Jahren kam es immer wieder zu schrecklichen Unfällen, die leicht hätten verhindert werden können:
- Brand in einer Fabrik von Ali Enterprise 2012, 250 Menschen verloren ihr Leben.
- Zusammenbruch von Rana Plaza in Bangladesh, 2013, 1134 Menschen verloren ihr Leben.
- Tötung von zwei Demonstranten, die gegen schlechte Arbeitsbedingungen protestiert haben, 2012, Kambodscha.
- In Leicester, Großbritannien, wurden Fabrikarbeiter*innen weit unter dem Mindestlohn bezahlt.
Aber Vorsicht: Der Preis eines Kleidungsstückes oder auch das Produktionsland geben wenig Aufschluss darüber, unter welchen Bedingungen ein Kleidungsstück hergestellt wurde. Selbst Arbeiter*innen, die für Luxusmarken nähen, arbeiten teils unter schlechten Bedingungen.
Chemie- und wasserintensiver Produktionsprozess
Bis zu 3000 Chemikalien werden bei der Textilproduktion eingesetzt. Dadurch kommen nicht nur die Fabrikarbeiter*innen mit chemischen Substanzen in Kontakt, auch in der Kleidung, die wir tragen, ist die Chemie drin. Auf dieses Problem machte schon 2011 Greenpeace mit der Detox-Kampagne aufmerksam.
Auch wenn sich seitdem vieles geändert hat, gibt es immer noch Praktiken, die für die Arbeiter*innen schädlich sind. So setzen manche Firmen weiterhin auf Sandblasting, eine Sandstrahltechnik, um Kleidung den “Used-Look” zu geben.
Neben der ganzen Chemie ist für die konventionelle Textilindustrie auch sehr viel Wasser nötig. Für ein Kilogramm Baumwolle braucht es beispielsweise 11.000 Liter Wasser.
4. Sehr viel Müll
Machen wir es kurz: wir kaufen einfach zu viel Kleidung. Mehr als wir tragen können. Und dadurch entsteht jede Woche neuer Textilmüll.
Der Online-Modehändler asos bietet pro Woche bis zu 4500 neue Teile an. Jeder neue Trend kann innerhalb weniger Wochen von der britischen Modekette adaptiert werden. Magazine und Influencer*innen ernennen die neuen Kleidungsstücke zum Trend und die Kunden rennen in den Laden.
Wenn jeden Tag neue Trends entstehen, werden sie auch schnell out. Im Durchschnitt geben Deutsche im Jahr rund 900 Euro für Kleidung aus und werfen 4,7 kg in den Müll. Das sind fast fünf Kilo Rohstoffe, die schwer recycelt werden können.
Um das einmal ins Verhältnis zu setzen: Die Textilproduktion ist in den letzten Jahren explodiert. Laut einer Erhebung der Industrievereinigung Chemiefaser wurden im Jahr 2019 107,5 Millionen Tonnen Textilfasern produziert. 75 Prozent davon waren Chemiefasern wie Polyester. Auch wenn nur 16 Prozent dieser Textilmenge für Bekleidung genutzt wird, ist das Wachstum doch deutlich zu sehen.
Die Nachfrage nach neuer Kleidung hat also deutlich zugenommen, wodurch logischerweise auch die Anzahl weggeworfener oder ungetragener Kleidung zunimmt.
Die Intransparenz der Modekonzerne
Nachhaltig – mit diesem Begriff wird mittlerweile mit einer Leichtigkeit hausieren gegangen, dass es fassungslos macht.
So haben die Online-Modehändler Zalando und Aboutyou zum Beispiel den Suchfilter “Nachhaltigkeit” eingeführt. Die gesetzten Maßstäbe sind aber absolut undurchsichtig und wenig ambitioniert. So gilt beispielsweise recyceltes Polyester als nachhaltig, obwohl Kleidung aus Polyester bei jedem Waschvorgang Mikroplastik verliert. Auch Mischfasern (beispielsweise Bio-Baumwolle mit recyceltem Polyester) gelten als nachhaltig, obwohl sie sich später kaum recyceln lassen.
Viele der großen Modemarken schlagen in die gleiche intransparente Kerbe. Auch hier sind recyceltes Polyester und Mischfasern plötzlich nachhaltig. Wer hingegen nach Informationen zu Produktionsstätten und Arbeitsbedingungen sucht, schaut ins Leere. Die Kommunikation von großen Modehäusern ist unvollständig und fehl leitend, die selbst gesetzten Standards sind viel zu niedrig gesetzt.
Der CO₂-Verbrauch in der Lieferkette
Du hast es dir wahrscheinlich schon gedacht: auch die Modeindustrie trägt ihren Teil zum Klimawandel bei. Satte fünf Prozent der weltweiten Treibhausgase entstehen durch die Modeindustrie, schätzt das amerikanische World Resource Institute.
Die Treibhausgase entstehen in der gesamten Lieferkette, vor allem aber in der Produktion. Ob beim Anbau von Baumwolle, der Herstellung von Kunstfasern, dem Betrieb der Maschinen oder beim Färben von Textilien. Dazu kommen die Transportwege, auch wenn diese insgesamt nur einen kleinen Teil der Co2-Emissionen ausmachen.
So fand beispielsweise die Otto-Group heraus, dass ein Damen Longshirt im Laufe des Lebens 11 kg C02 emittiert. 28 Prozent der 11 kg fallen dabei auf die Produktion zurück.
Was mich allerdings besonders überrascht hat: Den höchsten Anteil am CO₂-Ausstoß (31 Prozent) tragen wir als Konsumenten. Das liegt vor allem an unserem Waschverhalten, denn jeder Waschgang ist energieintensiv.
Worauf sollte ich beim Kauf von Kleidung achten?
Generell gilt: Kaufe bewusst ein und kaufe nur die Dinge, die du wirklich brauchst und regelmäßig tragen wirst. Es sollte normal sein, über mehrere Monate hinweg keine neue Kleidung zu kaufen und das wertzuschätzen, dass bereits im Besitz ist.
Auch die Pflege von deiner Kleidung spielt eine große Rolle. Nur weil ein Kleidungsstück ein Loch hat, musst es nicht in den Müll. Schneider flicken und kürzen schon für wenig Geld und du kannst deine Kleidung länger tragen.
Außerdem muss ein Kleidungsstück nicht nach jedem Tragen in die Waschmaschine. Besonders im Sonne kann man viele Kleidungsstücke einfach auslüften lassen.
Wenn es doch mal etwas Neues sein muss: Auf Endlich Grün findest du eine Liste mit vielen nachhaltigen Modebrands, die transparent kommunizieren. Als kleine Faustregel kannst du dir merken: Je konkreter Firmen über Produktionsstätten und Arbeitsbedingungen sprechen, desto besser kannst du dich informieren und dir sicher sein: Hier ist mein Geld richtig!
7 Antworten zu “Warum ist Fast Fashion schlecht? [6 Gründe – Einfach erklärt]”
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