Die Kritik an nu-in Fashion zusammengefasst

Die Kritik an nu-in Fashion zusammengefasst

Nu-in kann sich vor Kritik kaum retten. Das Label von Stefanie Giesinger und Marcus Butler wirbt mit Nachhaltigkeit und Transparenz. Doch wer genauer hinschaut, entdeckt Unstimmigkeiten und dreiste Marketing-Behauptungen. Berechtigterweise häuft sich die Kritik. Doch was genau stimmt mit dem Label nicht?

Nutzung von Misch- und Kunstfasern

Ein erster Grund, nu-in kritisch zu betrachten, ist die Materialwahl. Viele Kleidungsstücke sind aus Polyester gefertigt. Polyester wird aus Erdöl gewonnen und ist ein Plastikstoff, in der Textilbranche auch Kunstfasern genannt. Nicht nur die Herstellung des Materials ist problematisch. Kleidung aus Polyester gibt bei jedem Waschen Mikroplastik ab, das durch den Wasserkreislauf im Grundwasser landet.

Zusätzlich mischt das Label oft mehrere Arten von Fasern, wie z.B.recycelte Wolle und recyceltes Polyester. Das Problem: Mischfasern lassen sich später nicht recyceln.

nu-in nutzt Mischfasern
Viele Kleidungsstücke von nu-in bestehen aus Mischfasern

Stefanie Giesinger und Marcel Butler gehört nur ein kleiner Teil von nu-in

In der Öffentlichkeit inszenieren sich Stefanie Giesinger und Marcel Butler als Gründer und Geschäftsführer des Fair Fashion Labels nu-in. Doch ein schon ein Blick in die Gesellschaft zeigt: Das stimmt nur halb.

Tatsächlich gehören Giesinger und Butler jeweils nur zu 8,5 Prozent. Die Mehrheit der Anteile hält die irische Gesellschaft VGI Solutions Limited und ein gewisser Mike Mikkelborg besitzt 27 Prozent. Die vierte Gründerin im Bunde, Poppy Warwicker-Le Breton, die als Creative Director arbeitet, hält 5 Prozent der Anteile. Dies ergab eine Recherche des Magazins peppermynta.de. Breton und Mikkelborg arbeiteten vorher übrigens beide für den Fast-Fashion-Konzern NA-KD. Und auch der Brand Director kommt von NA-KD.

Sehr große Auswahl

Bei nu-in gibt ungewöhnlich viele Produkte
Im Shop von nu-in sind 1073 Produkte verfügbar (Stand: April 2021)

Im Onlineshop werden aktuell 1073 Produkte angeboten. Das ist eine Menge. Denn was passiert mit all der Kleidung, die nicht verkauft wird? Viele nachhaltige Brands konzentrieren sich pro Saison auf ein paar wenige Stoffe und Muster, um effizienter arbeiten zu können. Besonders neue nachhaltige Marken starten erst einmal mit einer kleinen Auswahl, da die Nachfrage zum Start ja kaum absehbar ist.

Aktuell werden allein 173 verschiedene Kleider angeboten. Zum Vergleich, das populäre Fair Fashion Label ArmedAngels listet momentan nur 55 verschiedene Kleider – und auch das ist viel. Denn eine große Auswahl fördert nicht nur die Kauflust. Wer viel produziert, bleibt wahrscheinlich auch auf viel Kleidung sitzen.

Kleiderauswahl von nu-in
Allein 173 verschiedene Kleider finden sich im nu-in-Shop

Nu-in behauptete fälschlicherweise GOTS zertifiziert zu sein

nu-in GOTS
Zu Beginn warb nu-in mit dem GOTS-Status

Einen kleinen Skandal leistete sich nu-in schon ganz zu Beginn. Auf ihrer Website behauptete das Label, mit GOTS-zertifizierten Labels zusammenzuarbeiten.
GOTS ist der Global Organic Textile Standard und gilt nur für Stoffe, die mehr als 70 % Bio-Baumwolle enthalten. Zusätzlich überprüft GOTS den Fluss von Rohstoffen in der gesamten Lieferketten und prüft die Unternehmen.

GOTS ist ein bekanntes Siegel, das in der Öffentlichkeit Vertrauen schafft. Allerdings ist nu-in gar kein GOTS-zertifiziertes Unternehmen und hat sich fälschlicherweise mit dem Namen in Verbindung gebracht.

Große Ähnlichkeit zu NA-KD

Wie oben bereits beschrieben, sind mindestens drei ehemalige NA-KD-Mitarbeiter zu nu-in gewechselt. In der Wirtschaft ist es nicht ungewöhnlich, dass mehrere Mitarbeiter innerhalb eines kurzen Zeitraums zu dem gleichen Unternehmen wechseln.

Allerdings hat NA-KD im November 2020 die Geschäftsführung von nu-in kontaktiert und unter anderem behauptet, nu-in hätte Designs, den Aufbau der Website als auch den Markennamen von NA-KD geklaut, wodurch Verwechslungsgefahr bestehe.

nu-in antwortet auf diese Behauptung öffentlich, aber wenig überzeugend. Hier steht Aussage gegen Aussage, aber der Vorwurf, nu-in hätte sich an NA-KD bedient, scheint nicht ganz aus der Luft gegriffen.

Fazit: Wie nachhaltig ist nu-in?

Viele Fehler und Unstimmigkeiten können sicherlich durch Unwissenheit erklärt werden. Der bereits erwähnt Mike Mikkelborg arbeitet seit Jahrzehnten in der Modeindustrie, da ist es schwer zu verstehen, warum nu-in so viele Anfängerfehler unterlaufen.

Allein die Verwendung von Mischfasern ist aus meiner Sicht ein Grund, keine Produkte von nu-in zu kaufen. Auch wenn das Unternehmen viele gute Ansätze hat und sicherlich ethischer und nachhaltiger ist als viele konventionelle Brands, kommt mir das marketinglastige Auftreten komisch vor.

Wer wirklich nach nachhaltiger Mode sucht, findet sicherlich bessere Labels, die ebenso stylische Kleidung anbieten.

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